Wenn Ruhe und Stress aus der Balance geraten
Solange der Säbelzahntiger dem Steinzeitmenschen nicht stündlich erschien, waren Sympathikus (Gaspedal) und Vagus (Bremse) in einem gesunden Gleichgewicht.
Damals wie heute verändert Stress, der über Monate und Jahre hinweg ohne Pause andauert, unser Nervensystem nachhaltig. Unser Gehirn bleibt permanent aufgrund der hohen Sympathikusaktivität auf einem hohen Stresslevel, ohne dass wir das steuern können. Das Gaspedal ist immer durchgetreten. Ohne Ruhephasen, in denen unser Nervenkostüm regeneriert, können sich Sympathikus und Vagus nicht mehr gesund ausbalancieren. Das gilt insbesondere, wenn wir körperlich inaktiv sind.
In unserer modernen Arbeitswelt sind wir oft fremdbestimmt oder fühlen uns zu stetiger Selbstoptimierung gezwungen. Negative Emotionen, weil wir eine Tätigkeit nur widerwillig erledigen, verstärken die Stressreaktion. Pausen und Erholungsphasen bleiben dabei häufig auf der Strecke. Und selbst nachts finden wir keine Ruhe mehr, weil sich das Gleichgewicht zwischen Vagus und Sympathikus beharrlich immer mehr zu Gunsten des Stressnervs verschiebt. Ist das vegetative Nervensystem auch des Nachts weiter in Aufruhr, so sind Schlafstörungen unvermeidlich. Diese nehmen, wie Untersuchungen gezeigt haben, in unserer Bevölkerung immer mehr zu.
Neben Schlafstörungen kann Dauerstress zu einer Vielzahl weiterer Gesundheitsstörungen führen. Dazu gehören neben Bluthochdruck noch:
- Depressionen,
- Kopfschmerzen,
- Rückenschmerzen,
- Muskelverspannungen,
- Konzentrationsstörungen,
- Gedächtnisstörungen,
- Herzinfarkt und Schlaganfall,
- Herzrhythmusstörungen.
Was den Bluthochdruck betrifft, so ist auch hier nicht die kurzfristige Stressreaktion problematisch. Bei ihr kann der Vagus zwischen den Stressphasen immer noch ausreichend auf die Bremse treten und den Blutdruck normalisieren. Nur bei lang anhaltenden Stressreaktionen bleibt das Nervensystem in einem dauerhaften Ungleichgewicht mit der Folge von chronischer Blutdruckerhöhung. Wir gehen darauf im übernächsten Kapitel noch einmal genauer ein. Auf den nächsten Seiten beschäftigt uns erst einmal die Frage: Wie merke ich überhaupt, dass ich zu sehr „gestresst“ bin?
Aber davor noch eine kurze Wissensabfrage: