So wird der Stress wieder heruntergefahren
Wenn das Raubtier erledigt oder die Flucht gelungen ist, werden alle Systeme wieder heruntergefahren. Das Ende der körperlichen Anstrengungen signalisiert „Entwarnung“ und die Blutspiegel von Cortisol und Adrenalin fallen wieder auf normale Werte ab. Puls und Blutdruck gehen wieder auf die Ausgangswerte zurück. Auch die anderen Organe schalten wieder auf Ruhe („rest“) und Verdauung („digest“) um.
Um diese Rest-and-Digest-Phase einzuläuten, kommt der Gegenspieler des Sympathikus zum Zuge: Der „Vagus“, der auch als „Ruhenerv“ bezeichnet wird. In der Medizin wird er auch „Parasympathikus“ genannt. Der Vagus verbindet unser Gehirn über ein Nervengeflecht mit Herz, Magen, Darm und Nieren und den Sexualorganen.
Der Vagus sorgt für Entspannung und gute Gefühle – er ist beispielsweise auch am Zustandekommen eines Orgasmus beteiligt. Wenn der Sympathikus das Gaspedal unseres Kreislaufs ist, so ist der Vagus die Bremse. Nachts sorgt er dafür, dass unser Körper sich im Schlaf erholen kann. Wir wissen heutzutage, dass eine schwach ausgeprägte Vagusaktivität, die dem Körper nur unzureichend signalisiert, in den Ruhe- und Entspannungsmodus zu gehen, bei vielen Erkrankungen eine Rolle spielt: So bei Bluthochdruck, Herzinfarkt und Depression, aber auch bei Demenz oder Krebserkrankungen. Weil ein gut funktionierender Vagus so wichtig ist, um Krankheiten zu verhindern oder zu heilen, wird er von vielen Therapeutinnen und Therapeuten auch als „Selbstheilungsnerv“ oder „Innerer Arzt“ bezeichnet.