Zum Hauptinhalt springen
Online-Coach Bluthochdruck

Hochdrucktherapie gestern und heute

Überlieferungen von vor Tausenden von Jahren, etwa aus dem alten China oder von Hippokrates, beschreiben Bluthochdruck meist als „harten Puls“ und belegen, dass er schon damals als gesundheitliches Problem erkannt und auch behandelt wurde. Allerdings waren die Möglichkeiten noch sehr begrenzt. So setzten frühe Heilkundige meist Aderlass, Blutegel oder starke Beruhigungsmittel ein.

Angriffspunkte: Stress und Salz

Natürlich wirkten diese Maßnahmen allenfalls kurzfristig und die stark schlaffördernden Beruhigungsmittel beeinträchtigten das normale Leben beträchtlich. Aber: Diese Mittel zeigen bereits zwei therapeutische Ansätze, die sich auch heutige Medikamente zunutze machen.

Beim ersten geht es um eine Reduktion der Stressreaktion. Dafür wurde in den 1960er Jahren der Wirkstoff Clonidin eingesetzt, der direkt im Gehirn die Aktivität des Sympathikus vermindert und damit die Stressreaktion am Ursprungsort eindämmt. Wie Sympathikus und Stress miteinander zusammenhängen, haben Sie im Modul Stress und wie wir damit umgehen erfahren.

Bei der zweiten Strategie wird der Blutdruck durch Flüssigkeitsentzug gesenkt. Bevor es Hochdruckmedikamente gab, hatte ein Aderlass ebenfalls diesen Effekt. Der Blutverlust schwächte jedoch gleichzeitig den gesamten Organismus. Heutzutage weiß man, dass dauerhaft nicht in erster Linie der Flüssigkeitsentzug den Blutdruck senkt, sondern der Entzug von Salz. Entwässernde Medikamente, so genannte Diuretika, senken den Blutdruck, weil sie die Salzausscheidung über die Nieren fördern. Das belastet den Körper sehr viel weniger als ein Blutverlust.

Bevor solche neueren Arzneimittel verfügbar waren, gab es bis in die Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts überhaupt keine gut wirksame Therapie gegen hohen Blutdruck, die gleichzeitig auch gut verträglich war. Der erste akzeptable Blutdrucksenker kam erst 1964 in England auf den Markt. Dabei handelte es sich um einen sogenannten Betablocker. Dieser wirkt direkt am Herzen, wo er den Puls herabsetzt und somit den Blutdruck senkt. Die ersten Betablocker dämpften allerdings nicht nur den Herzschlag, sondern beeinträchtigten auch die Funktion anderer Organe. Das erklärt einige ihrer unliebsamen Nebenwirkungen, wie etwa Asthma oder Müdigkeit. Betablocker der sogenannten zweiten Generation, also modernere Betablocker, lösen diese Beschwerden nicht mehr aus.

Gefäßerweiternde Medikamente

Die erste Generation von Bluthochdruckmitteln – also Betablocker, Clonidin und Diuretika – senkten bereits sehr effektiv den Blutdruck und damit die Gefahr für Schlaganfall und Herzversagen. Dennoch war die Medizin weiter auf der Suche nach Substanzen, die noch gezielter wirken. Schon länger war bekannt, dass Bluthochdruck dadurch entsteht, dass die Gefäße sich verengen. Was lag also näher, als Medikamente zu entwickeln, die die Gefäße erweitern und so den Druck senken? Ergebnis der Forschung der letzten Jahre und Jahrzehnte sind Wirkstoffe aus den Klassen der Kalziumantagonisten, der ACE-Hemmer und der Angiotensin-Blocker, auch Sartane genannt. Alle diese Medikamente erweitern direkt an den Gefäßwänden oder indirekt über Hormone die Gefäße, senken so den Blutdruck und somit das Risiko für Folgeschäden wie Schlaganfall oder Nierenversagen.