Andreas hat mehrere Risikofaktoren, wie einen großen Bauchumfang, Stress in seinem Beruf als Lehrer und erhöhte Blutzucker- sowie Blutfettwerte.
Das persönliche Risiko entscheidet
Im Modul über Folgeerkrankungen haben Sie bereits die Faktoren kennen gelernt, von denen die Höhe des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen abhängt.
Hier sind die wesentlichen Risikofaktoren noch einmal zusammengefasst:
- Höhe des Blutdrucks: Je höher, desto gefährlicher wird es für Herz und Gefäße.
- Weitere Risikofaktoren wie beispielsweise Rauchen, hohe Blutzucker- oder Blutfettwerte oder Übergewicht.
- Bluthochdruckbedingte Folgeerkrankungen wie Atherosklerose, Herzmuskelschwäche oder Nierenschwäche.
Je höher Ihr persönliches Risiko ist, desto wichtiger sind für Sie Medikamente, um Ihren Blutdruck zu senken. Bei der Entscheidung für die geeignete Therapie eines Bluthochdrucks orientieren sich Ärztinnen und Ärzte an solchen Risikobewertungen.
Nicht immer muss also bei Bluthochdruck sofort mit Tabletten behandelt werden. Sehen wir uns zum Beispiel an, wie es bei Andreas nach seiner Diagnose weitergeht:
Weil sein Bluthochdruck aber noch im moderaten Bereich liegt (146/94 mmHg) und es noch nicht zu gravierenden Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall gekommen ist, hat er zusammen mit seinem Hausarzt beschlossen, es zunächst mit einer Umstellung seines Lebensstils zu versuchen.
Hoch motiviert erlernt er die Yoga-Atmung, reduziert das Salz im Essen und will mit Nordic Walking und ausgewogener Ernährung sein Gewicht und seinen Bauchumfang reduzieren. Bei den regelmäßigen Blutdruckmessungen zuhause stellt er fest, dass die Maßnahmen erste Erfolge zeigen.
Sein Blutdruck ist nach sechs Monaten um rund 10 mmHg gesunken. Auch wenn er noch nicht seine persönlichen Zielwerte von 130/80 mmHg erreicht hat, ist sein Hausarzt der Meinung, dass Andreas auf einem guten Weg ist und daher weiterhin keine Medikamente benötigt. Er rät ihm, sein neues gesundes Leben fortzuführen und seinen Blutdruck weiter zu beobachten.
Deutlich anders ist die Situation bei Tomasz:
Tomasz hat bei Diagnosestellung bereits eine schwere Hypertonie, Diabetes und eine eingeschränkte Nierenfunktion. In dieser Situation ist sein Risiko hoch, weitere Folgeschäden zu erleiden. Der Blutdruck muss in den nächsten drei bis sechs Monaten auf deutlich niedrigere Werte gesenkt werden.
Der Facharzt verschreibt ihm daher sofort eine blutdrucksenkende Medikation.
Zusätzlich will Tomasz auch mit gesünderer Ernährung und mehr Bewegung aktiv etwas für seine Gesundheit tun. Zuhause kocht er jetzt häufiger selbst oder macht sich einen frischen Salat. Außerdem unternimmt er jeden Tag für mindestens dreißig Minuten einen zügigen Spaziergang. Diese Lebensstilmaßnahmen verstärken den Erfolg der medikamentösen Therapie.
In den Beispielen von Tomasz und Andreas wird also deutlich: Es gibt keine standardisierten Blutdruckwerte, ab denen eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist. Es hängt immer von einer Vielzahl individueller Begleitumstände und persönlicher Risiken ab, welche Maßnahmen wann sinnvoll sind.