Zum Hauptinhalt springen
Online-Coach Bluthochdruck

Vom gesunden Blutdruck zum Bluthochdruck

Es gibt also Gründe für einen ganz normalen und gesunden Anstieg des Blutdrucks. Dazu gehören körperliche Aktivität, psychische Belastung (Stress) und Tagesschwankungen. So mancher Mensch mit Bluthochdruck mag sich daher fragen, warum sein Blutdruck dauerhaft auch ohne Anstrengung und sogar nachts und in Ruhepausen erhöht ist.

Hier zunächst die häufigsten Ursachen für Bluthochdruck oder – wie im ärztlichen Befund steht – „arterielle Hypertonie“:

  • Dauerstress ohne ausreichende Erholungsphasen
  • Bewegungsmangel
  • Zu viel Salz in der Ernährung
  • Zu viel Bauchfett
  • Familiäre Belastung, das bedeutet: eine genetische Veranlagung zu Bluthochdruck

Es handelt sich bei all diesen Ursachen – mit Ausnahme der genetischen Veranlagung – um Faktoren eines ungesunden Lebensstils. Das bedeutet aber auch, dass wir – positiv betrachtet – mit einem gesünderen Verhalten selbst sehr viel zur Vorbeugung wie auch zur Behandlung von Bluthochdruck beitragen können. Wenn wir Stress besser abbauen, uns mehr bewegen, gesünder ernähren und auf unseren Bauchumfang achten, können wir sehr wirkungsvoll und vergleichsweise einfach Bluthochdruck vermeiden beziehungsweise den Blutdruck senken.

Und übrigens: Auch eine genetische Veranlagung ist kein unausweichliches Schicksal. Auch bei einer erblichen Belastung ist letztendlich der Lebensstil entscheidend, ob sich tatsächlich ein Bluthochdruck entwickelt.

Aufschlussreiche Beobachtungen bei Naturvölkern

Besonders deutlich wird der Einfluss von Lebensstil und Umweltfaktoren bei Menschen, die eine sehr ursprüngliche Lebensweise beibehalten haben, wie etwa Naturvölker in Papua-Neuguinea, Südamerika oder Kenia. Bei ihnen ist das Problem eines hohen Blutdrucks praktisch unbekannt. Sie ernähren sich vom eigenen Anbau statt industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln und nehmen daher weniger als ein Gramm Salz pro Tag zu sich. Zum Vergleich: In Deutschland verzehren laut einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und des Robert Koch-Institutes (RKI) Frauen etwa 8,4 Gramm und Männer 10 Gramm Salz täglich. Mehr Informationen zum Thema Salz bekommen Sie im Modul Ernährung.

Über Forschungen bei indigenen Gruppierungen zu diesem Thema erfahren Sie mehr auf der Vertiefungsseite.

Vertiefungsthemen

Forscherinnen und Forscher der Bloomberg School of Public Health in Baltimore in den USA haben zwei benachbarte Volksstämme in Venezuela untersucht, die zu den Ureinwohnern Südamerikas zählen. Beide ethnische Gruppen leben in vergleichbarer natürlicher Umgebung, unterscheiden sich aber deutlich in ihrem Lebensstil.

Die Yanomami sind immer noch weitgehend von der Außenwelt isoliert. Sie leben von der Landwirtschaft und ernähren sich hauptsächlich vegetarisch und salzarm. Die Yekwana hingegen haben durch einen kleinen Flughafen Kontakt zur westlichen Zivilisation und können so auch industriell hergestellte Nahrungsmittel beziehen. So haben sie sich in den letzten Jahrzehnten an verarbeitete und salzreiche Speisen gewöhnt. Das hatte, wie die Studie herausfand, erhebliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben den Blutdruck der Stammesangehörigen gemessen und stellten fest: Der durchschnittliche Wert der Yanomami lag mit 95,4 mmHg systolisch und 62,9 mmHg diastolisch unter dem der Yekwana. Deren Blutdruck betrug im Durchschnitt 104,0/66,1 mmHg. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Blutdruck in Deutschland liegt bei 124,1/73,2 mmHg.

Interessant war auch die Erkenntnis, dass die Blutdruckwerte von Kleinkindern in beiden Stämmen noch ähnlich niedrig waren. Während sie dann bei den Yekwana im Laufe des Lebens immer weiter ansteigen, verändern sie sich bei den Yanomami mit dem Älterwerden nicht. So war zum Beispiel in der Studie im Alter von zehn Jahren der systolische Blutdruck bei den Yekwana durchschnittlich um 5,8 mmHg höher als bei den Yanomami. Im Alter von fünfzig Jahren lag die Differenz bereits bei 15,9 mmHg.

Was bedeutet das für uns?

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen deutlich, wie stark der Einfluss des industriell geprägten Lebensstils auf den Blutdruck ist. Eine naturbelassene und salzarme Ernährung bewirkt, dass der Blutdruck der Yanomami von Kindheit bis ins hohe Lebensalter konstant niedrig bleibt. Zudem macht die Studie deutlich, dass die Ernährung im Kindesalter bereits einen Einfluss auf den Blutdruck im weiteren Lebensverlauf hat. Auch in Deutschland steigen die Werte bereits bei Kindern und Jugendlichen mit jedem Lebensjahr. Durch den Vergleich mit den Yanomami wissen wir, dass das keine normale Entwicklung während des Aufwachsens ist. Eine zunehmende Zahl junger Menschen in Deutschland hat sogar bereits mit Bluthochdruck zu kämpfen.