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Online-Coach Bluthochdruck

Wissenschaftlicher Exkurs: Das Nordkarelienprojekt

Nordkarelien liegt im äußersten Osten von Finnland. Die Region zeichnete sich in den 1970er Jahren durch die weltweit höchste Herzinfarktrate aus: Von 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern starben dort jährlich 690 allein an einem Herzinfarkt. Es war nicht ungewöhnlich, dass selbst junge Männer im Alter von vierzig bis fünfzig Jahren einen tödlichen Herzinfarkt erlitten. Politik und Kommunen von Nordkarelien richteten sich daher mit einer Petition an die finnische Regierung. Ihr Ziel war es, ein nationales Gesundheitsprogramm zu starten, das die exzessiv hohe Sterblichkeit wirksam verringern sollte.

Ernährungsschulungen und weniger Salz in Lebensmitteln

Der Fokus lag dabei auf den Risikofaktoren Cholesterin, Salz und Rauchen. Die Menschen in Nordkarelien lernten in umfassenden Schulungen die gesundheitlichen Vorteile einer fett- und salzarmen Ernährung kennen. Um den Salzkonsum zu verringern, wurde zusätzlich eine Kooperation mit der Nahrungsmittelindustrie gestartet. Das war sehr wichtig, denn achtzig Prozent des verzehrten Salzes stammte aus verarbeiteten Lebensmitteln. Die Industrie reduzierte im Rahmen des Programms schrittweise den Salzgehalt ihrer Produkte. Außerdem ersetzten sie den Natriumanteil im Kochsalz zum Teil durch Kalium und Magnesium.

Die Erfolge des Gesundheitsprogrammes waren eindrucksvoll: So sank von 1972 bis 2012 der durchschnittliche Cholesterinwert in der Gesamtbevölkerung um 21 Prozent.

Reduktion von Salz, Blutdruck und Sterblichkeit

Auch der tägliche Salzkonsum nahm im genannten Zeitraum bei Männern von 13 auf 9,5 Gramm und bei Frauen von 10 auf 7,5 Gramm ab. Gleichzeitig sank der sehr hohe mittlere Blutdruck in der Gesamtbevölkerung, bei Männern um 15 mmHg (von 149 auf 134 mmHg systolisch) und bei Frauen sogar um 24 mmHg (von 153 auf 129 mmHg systolisch). In der Abbildung unten können Sie diesen Trend sehen.

Hatten nun aber die Maßnahmen auch einen Effekt auf die Sterblichkeit durch Herzinfarkt? Tatsächlich verringerte sich diese während der vier Jahrzehnte seit Beginn des Gesundheitsprogrammes von den dramatisch hohen Werten von 690 Todesfällen auf nur noch hundert Todesfälle pro 100.000. Die koronare Sterblichkeit nahm demnach um 85,5 Prozent ab.