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Wissenschaftlicher Exkurs: Die Yanomami-Yekwana-Studie

Forscherinnen und Forscher der Bloomberg School of Public Health in Baltimore in den USA haben zwei benachbarte Volksstämme in Venezuela untersucht, die zu den Ureinwohnern Südamerikas zählen. Beide ethnische Gruppen leben in vergleichbarer natürlicher Umgebung, unterscheiden sich aber deutlich in ihrem Lebensstil.

Die Yanomami sind immer noch weitgehend von der Außenwelt isoliert. Sie leben von der Landwirtschaft und ernähren sich hauptsächlich vegetarisch und salzarm. Die Yekwana hingegen haben durch einen kleinen Flughafen Kontakt zur westlichen Zivilisation und können so auch industriell hergestellte Nahrungsmittel beziehen. So haben sie sich in den letzten Jahrzehnten an verarbeitete und salzreiche Speisen gewöhnt. Das hatte, wie die Studie herausfand, erhebliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben den Blutdruck der Stammesangehörigen gemessen und stellten fest: Der durchschnittliche Wert der Yanomami lag mit 95,4 mmHg systolisch und 62,9 mmHg diastolisch unter dem der Yekwana. Deren Blutdruck betrug im Durchschnitt 104,0/66,1 mmHg. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Blutdruck in Deutschland liegt bei 124,1/73,2 mmHg.

Interessant war auch die Erkenntnis, dass die Blutdruckwerte von Kleinkindern in beiden Stämmen noch ähnlich niedrig waren. Während sie dann bei den Yekwana im Laufe des Lebens immer weiter ansteigen, verändern sie sich bei den Yanomami mit dem Älterwerden nicht. So war zum Beispiel in der Studie im Alter von zehn Jahren der systolische Blutdruck bei den Yekwana durchschnittlich um 5,8 mmHg höher als bei den Yanomami. Im Alter von fünfzig Jahren lag die Differenz bereits bei 15,9 mmHg.

Was bedeutet das für uns?

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen deutlich, wie stark der Einfluss des industriell geprägten Lebensstils auf den Blutdruck ist. Eine naturbelassene und salzarme Ernährung bewirkt, dass der Blutdruck der Yanomami von Kindheit bis ins hohe Lebensalter konstant niedrig bleibt. Zudem macht die Studie deutlich, dass die Ernährung im Kindesalter bereits einen Einfluss auf den Blutdruck im weiteren Lebensverlauf hat. Auch in Deutschland steigen die Werte bereits bei Kindern und Jugendlichen mit jedem Lebensjahr. Durch den Vergleich mit den Yanomami wissen wir, dass das keine normale Entwicklung während des Aufwachsens ist. Eine zunehmende Zahl junger Menschen in Deutschland hat sogar bereits mit Bluthochdruck zu kämpfen.